Warum fällt uns friedvolles Elternsein so schwer?

achtsame Eltern Stressfaktoren

Wissen und Idealvorstellungen sind das eine – das wahre Leben oft etwas völlig Anderes. Die Tipps auf meinem Blog sind an sich recht simpel und achtsame Erziehung und Empathie – darüber lässt sich wohl kaum streiten. Doch die Umsetzung, jeden Tag aufs Neue, ist nochmal eine ganz andere Hausnummer.

Hast du auch immer wieder Momente, Tage und Phasen, in denen du abrutschst? Deine Gelassenheit und deine guten Absichten verlierst, genervt bist, nörgelst, schimpfst, laut wirst und dich einfach nur gestresst fühlst? Und dabei denkst du: „Eigentlich weiß ich es doch besser!“

Willkommen in der Realität.

Aber warum ist das so? Hast du dich auch schon mal gefragt:

Warum ist friedvolles Elternsein nur so verdammt schwer?


Ich beobachte immer wieder vier große Stressfaktoren, die in bestimmten Momenten eine Kluft zwischen uns und entspanntem Elterndasein auf Augenhöhe bilden. Eine Kluft, die wir überwinden müssen.

Eins vorweg: Diese Stressfaktoren haben nichts mit unseren Kindern zu tun.

Lass uns in diesem Artikel also mal wieder auf uns selbst schauen. Denn bei uns fängt friedvolles Elternsein an. Äußere Umstände blenden wir an dieser Stelle auch aus.

Schauen wir lieber mal nach innen.

Und wenn du dich schon jetzt fragst, ob es auch ein Rezept gibt, wie wir die Kluft ein für alle Mal schließen können? – Nein, gibt es nicht. Warum nicht, das verrate ich dir am Ende.

Jetzt aber:

Die 4 großen Stressfaktoren und Stolpersteine, die zwischen dir und friedvollem Elternsein stehen

Ich bin mir sicher, du kennst sie alle. Ein paar Gedanken, wo du für Veränderungen ansetzen kannst, bekommst du auch gleich dazu.

Here we go.

1. Stressfaktor: Alte Ideen von Erziehung

Sie sitzen sehr tief. In so gut wie allen von uns. Und sie kommen uns immer wieder in die Quere. Unsere Altlasten, die uns geprägt haben. Alte Vorstellungen darüber, wie Menschen und Kinder und Eltern zu sein haben. Alte Vorstellungen, wie eine „gute Erziehung“ auszusehen hat. Alte Wunden aus unserer Kindheit.

Ja, und vor allem ein Wort: alt.

Und ohne anzuklopfen tauchen sie auf,

  • wenn wir das Gefühl haben, das Verhalten unserer Kinder kontrollieren zu müssen,
  • sobald wir uns in einen Machtkampf mit unserem Kind begeben,
  • wenn wir den Impuls verspüren, unser Kind bestrafen zu wollen,
  • wenn wir das Gefühl haben, als Eltern nicht zu genügen,
  • wenn wir in irgendeiner Form gestresst sind.

Denn unser Gehirn greift in Stresssituationen zu tief verinnerlichten unbewussten Denk- und Verhaltensmustern, statt auf Wissen, das wir uns bewusst angeeignet haben.

Der Autopilot übernimmt dann.

Und egal, was unsere Idealvorstellung und unser Wissen über Gleichwürdigkeit und gewaltfreie Kommunikation hergeben – heraus kommen dann Gedanken wie:

  • „Was denkt er eigentlich, wer er ist?!“
  • „Immer dieses Herumdiskutieren!“
  • „Ich kann doch nicht immer nach ihrer Pfeife tanzen!“
  • „Total verwöhnt und undankbar!“
  • „Das Kind manipuliert mich doch.“
  • „Wer nicht hören will, muss fühlen.“
  • „Warum hängt mein Kind immer an mir wie eine Klette?“
  • „Können die beiden sich nicht einfach mal zusammenreißen?!“

(Hast du noch andere Prachtstücke, die dir hier spontan einfallen?)

Was diese Gedanken gemeinsam haben: Sie kommen mit einer großen Portion Angst, Machtanspruch und hohen Erwartungen – und sie können das Leben mit unserem Kind richtig ätzend machen. Zu einem Kampf.

Alte Vorstellungen und Gedanken verstärken unseren Stress und stürzen uns in einen Konflikt: Zwischen ebendiesen unbewussten veralteten Ideen und unserem modernen und bewussten Ideal. Und dann kommen Überforderung und Schuldgefühle um die Ecke.

Was hilft?

Bewusstmachen.

Beobachte dich selbst und entlarve immer wieder diese alten Erziehungsideen in deinen Gedanken und Handlungen – wann immer etwas nicht so gelaufen ist, wie du es dir eigentlich gewünscht hättest. 

Ganz wichtig: Ohne dich dafür zu verurteilen.

Sondern mit einer neutralen, eher forschenden Haltung von: „Ach! Interessant!“ Denn diese Prägungen sind einfach da. Bei manchen Menschen mehr, bei anderen weniger. Sie verschwinden nicht, nur weil wir mal ein gutes Buch gelesen haben. Denn mit dieser Haltung sind wir (und die Generationen vor uns) aufgewachsen.

Wir können sie entweder unbewusst an unsere Kinder weitergeben, wenn wir „aus dem Bauch“ heraus handeln. Oder sie uns ins Bewusstsein holen und damit einen Raum für eigene Entscheidungen und neue Wege öffnen.

Und dann: gegensteuern. Immer wieder neu, bis ein Lerneffekt eintritt. (Und Fehltritte gehören zum Lernen dazu.)

So wird aus dem „Ach! Interessant!“ schnell ein „Ach, du schon wieder! Lass mal, ich mach es lieber anders.“

Überlege also nach Stresssituationen:

  • Wie hast du dich gerade gefühlt? Und warum?
  • Was genau hat dich aus dem Gleichgewicht gebracht?
  • In welchem Moment ist die Situation „gekippt“?
  • Welche Gedanken hattest du?
  • Sind diese Gedanken wahr?
  • Wie hättest du lieber reagiert?

Und dann höre deinen Antworten aufmerksam und kritisch zu. 

Steht hinter deinen Gedanken Angst oder Vertrauen?

Entsprechen diese Gedanken deiner bewussten Haltung? Oder war hier der unbewusste Autopilot am Werk?

Vielleicht erkennst du auch Muster. Also Situationen im Alltag, in denen dir solche Gedanken immer wieder in den Kopf kommen.

Ein klassisches Beispiel wäre z.B. ein sehr willensstarkes Kind, das uns triggert, wenn es lautstark für seine Interessen einsteht – immer wieder – und wir irgendwann trotzig denken: „Es kann doch nicht IMMER nach ihrer Nase gehen?!“

Uns diese Denkmuster ins Bewusstsein zu holen und anzuschauen, ist der entscheidende Punkt.

bewusst Elternsein

Zum wichtigen Thema alte Erziehungsvorstellungen und wie wir sie auflösen können, wird es nochmal einen eigenen großen Blogartikel geben. Bleib mit meinem Newsletter auf dem Laufenden!

Lies dazu auch gern: Erziehen ohne Schreien: Kennst du deine Trigger

2. Stressfaktor: Unser Umgang mit Gefühlen

Dieser Stolperstein ist ein ziemlicher Brocken. Und eines meiner Lieblingsthemen, weil es für unser Leben in allen Aspekten einfach so unglaublich wichtig ist.

In jedem guten Elternratgeber steht, dass wir unsere Kinder bei all ihren Gefühlen und Gefühlsstürmen begleiten sollen: 

Das klingt einfach. Aber diese Aufgabe ist die mit Abstand anspruchsvollste in unserer Jobbeschreibung. Die Königsdisziplin.

Warum? 

Weil ich denke, dass die meisten von uns – da schließe ich mich mit ein – einen gesunden Umgang mit Gefühlen in unserer Kindheit nicht gelernt haben.

Das Bewusstsein darüber war seinerzeit einfach nicht en vogue und Wissen nicht so frei zugänglich wie heute. 

Und passend dazu ist unsere Gesellschaft für mein Empfinden auch ziemlich gefühlsfeindlich: Als erwachsener Mensch in der Öffentlichkeit weinen? – Peinlich! Angst offen zugeben, ohne sich dafür zu schämen? – No way. Ein Kind, das lautstark Frust, Enttäuschung und Wut herausschreit? – Kleines, nerviges Monster.

Hmpf.

Wir haben also gelernt:

  • Gefühle zu unterdrücken („Nee, mir geht’s gut.“)
  • zu verleugnen, weil sie tabu sind („Ich bin nicht neidisch!“),
  • uns abzulenken („Hm, schnell mal Nachrichten checken…“),
  • anderen Menschen ihre Gefühle abzusprechen („Das ist doch kein Grund, sich so aufzuregen!“)
  • oder unangenehme Gefühle mit anderen Dingen zu kompensieren („Schokolade!!“).

Und wenn unser Kind sich mal in der Öffentlichkeit vor Wut auf den Boden wirft und herumschreit, ploppt bei uns nicht selten auch eine Spur von Scham und Angst auf, die wir dann auch noch meinen, überspielen zu müssen. Nicht wahr?

Und reiht sich beim Kind manchmal ein Gefühlssturm an den nächsten, steigt unser Stresspegel – und wir könnten manchmal glatt selbst mitschreien, oder?

Denn:

Wie sollen wir Gefühlen unseres Kindes den sicheren Raum geben, den es benötigt, wenn wir diese Fähigkeit für uns selbst nicht einmal haben?

Das ist nicht abwertend gemeint. Im Gegenteil. Hier dürfen wir mit uns selbst gern ein bisschen Verständnis haben, wenn wir an manchen Tagen an dieser großen Aufgabe „scheitern“. Es ist nicht einfach. Punkt. Und wenn wir keine guten Ausgangsbedingungen haben, umso schwieriger.

Was hilft?

Wenn wir unsere Kinder empathisch begleiten wollen, braucht es zwei Dinge:

  1. eine akzeptierende Haltung allen Gefühlen gegenüber – auch den unangenehmen oder tabuisierten Gefühlen,
  2. Selbstregulation.

Das bedeutet: 

  • Gefühle zulassen,
  • Gefühle wahrnehmen und fühlen (lassen), ohne zu bewerten
  • und dann mit eigenen Strategien körperlich und emotional für Regulation sorgen.

All das können wir in jeder schwierigen Gefühlssituation im Alltag üben.

Denn ich sehe es so: Jeder Gefühlssturm meiner Kinder gibt mir eine Gelegenheit, mich in Akzeptanz zu üben, während mein Kind seine Seele reinigen, Gefühle durchleben und lernen darf: Gefühle sind nichts Bedrohliches und ich werde gehalten und geliebt, no matter what.

Und wenn es um Selbstregulation geht und wir selbst vor Wut überschäumen könnten, können wir lernen, unser Nervensystem zu beruhigen und achtsam mit unseren Gefühlen (und unseren Kindern) umzugehen. Um das zu trainieren, kann mein 5-Schritte-Plan für dich hilfreich sein:

Eltern Gefühle zeigen vor Kindern

Was es mit Selbstregulation genau auf sich hat und wie sie funktioniert – darüber werde ich bald auch einen ausführlichen Artikel schreiben. Du möchtest keinen neuen Blogartikel verpassen? Dann melde dich gern für meinen Newsletter an. 

Auch der dritte Punkt hat mit fehlender Achtsamkeit zu tun:

3. Stressfaktor: Unsere Aufmerksamkeit und Präsenz

Oder besser gesagt: Unsere Nicht-Präsenz.

„Stress wird dadurch verursacht, dass man hier ist, aber dort sein möchte. Oder dass man in der Gegenwart ist, aber in der Zukunft sein möchte. Es ist eine Spaltung, die dich innerlich zerreißt.“

Eckhart Tolle*

Unsere Aufmerksamkeit und unsere – oft fehlende – Präsenz halte ich für ein sehr großes Problem. Wir sind überall, nur nicht hier. Denn wie oft im Alltag

  • kleben wir am Smartphone,
  • wünschen wir uns in eine andere Situation (und sind genervt, stattdessen schon wieder auf dem Spielplatz herumzusitzen oder auf unser Kind zu warten),
  • hängen in Gedanken in vergangenen Situationen 
  • oder denken an Aufgaben oder Sorgen, die in der Zukunft liegen und in diesem Moment noch gar nicht anstehen (oder möglicherweise nie anstehen werden)?

Wie oft sind wir im Alltag wirklich präsent und im „Hier und Jetzt“?

Bei unseren Kindern. Bei uns. In unseren Körpern – statt abgetaucht in unseren Gedankenwelten und im Autopiloten-Modus.

Und wie oft kommt es vor, dass unsere Kinder uns genau deshalb verärgern, weil wir uns gestört fühlen, wenn sie uns aus unseren Gedanken reißen?

Oder wir haben das Gefühl, im Alltag keine richtige Verbindung zu unserem Kind aufbauen zu können. – Weil wir nicht präsent sind.

Ohne Präsenz können wir keine Empathie empfinden oder Konflikte konstruktiv lösen. Momente der Freude rauschen unbemerkt an uns vorbei.

Und… hatte ich diese ständigen Störungen durch unsere Kinder erwähnt, die unsere Abwesenheit natürlich spüren und unsere Präsenz (zu Recht) einfordern?

Ja? – Gut.

Was hilft?

Immer wieder: Aufwachen. Wie aus einem Schlaf.

Der wichtigste Schritt ist geschafft, wenn dir selbst auffällt, wie oft du überall und gar nicht bei dir bist. Dann stehst du schon auf einer ganz anderen, bewussten Stufe. Von dort aus heißt es: wach bleiben und wahrnehmen.

Raus aus dem Kopf, rein in den Körper.

  • Dabei kann dir dein Atem helfen. Also bewusst deine Atmung wahrzunehmen.
  • Oder deinen Blick langsam von links nach rechts wandern lassen und den Raum wahrnehmen, in dem du gerade bist.
  • Oder deine Aufmerksamkeit auf deine Füße legen und für einen Moment fühlen, wie sie den Boden berühren.
  • Oder – was mich immer wieder zurückholt (ja, du darfst darüber lachen): Zehen wackeln.

Dass das Smartphone ein Präsenz-Killer ist, brauche ich kaum zu erwähnen. Am besten konsequent für bestimmte Zeiten weglegen – und wach ins Spielen eintauchen.

Für dein Kind sind 15 Minuten, in denen du voll und ganz präsent und mit ihm in Verbindung bist, viel wertvoller als zwei Stunden, in denen du nur halbherzig dabei oder gedanklich abwesend bist.

Bist du aus deiner Gedankenwelt erwacht, beobachte dich mal:

  • Frag dich ganz ehrlich, wie es dir gerade geht. Fühle in dich hinein.
  • Warum oder wohin tauchst du im Alltag typischerweise ab?
  • Tauchst du immer wieder in dieselben Gedanken ab?
  • Welche Gedanken sind es?
  • Sind sie wirklich wichtig?

Und nach der Selbstbeobachtung kommt das Wichtigste: Akzeptanz.

Denn je mehr wir gegen äußere Umstände und Gefühle ankämpfen, desto größer wird unser Stress. Innen und außen. Mit radikaler Akzeptanz für das, was gerade ist, sorgst du für Frieden – innerlich und im Außen.

Und nein, Akzeptanz ist nicht Gleichgültigkeit oder stoisches Aushalten. Nein. Akzeptanz beinhaltet, dass wir wahrnehmen und annehmen, dass eine Situation schwierig oder nervig ist und dass sie in uns gewisse Gefühle auslöst.

Wenn dein Kind also z.B. eine Phase hat, in der es bis 21:30 Uhr hellwach ist (ja, ein Beispiel aus meinem Leben) – und du dich abends einfach nur nach Ruhe sehnst, sorgt dein Widerstand (z.B. Kind dennoch ins Bett bringen zu wollen und/oder dich in deinem Frust verlieren, weil deine Ruhezeit in weite Ferne rückt) für mehr Stress. Kämpfe ich nicht dagegen an und nehme die Situation so an, wie sie ist – wenn es gerade auch nicht anders geht – bringt es mir Frieden. (Das klingt einfach, braucht aber auch viel Übung.)

4. Stressfaktor: Zu wenig Fokus auf unsere Bedürfnisse und Ressourcen

Es ist eine einfache Wahrheit:

Unseren Kindern geht es gut, wenn es uns gut geht.

Ein Satz, den ich vor drei Jahren immer mit einem innerlichen Augenrollen zur Kenntnis genommen habe. (Don’t ask…)

Irgendwann habe ich aber verstanden, dass Selfcare mehr ist als „Zeit für mich“ trotz stressigem Alltag. Dass es nicht nur heißt, in Ruhe mal einen Tee zu trinken, am Wochenende in die kuschelige Badewanne zu steigen – und zack, geht’s mir gut.

Nein.

Selfcare ist eine Haltung.

Und sie fängt beim Wort „Nein“ an:

  • Nimmst du deine eigenen Grenzen wahr oder gehst du immer wieder über sie hinweg?
  • Nimmst du deine Grenzen ernst und grenzt dich auf eine gesunde Art ab (gegenüber deinem Kind, Partner*in und anderen Menschen)?

Denn wie oft sind wir in einem Modus, in dem wir nur funktionieren (müssen) und über uns hinweg gehen, bis zu einem Punkt, an dem wir die Verbindung zu uns selbst verlieren?

Es geht bei Selfcare auch darum, wie du (innerlich) mit dir selbst sprichst:

  • Sprichst du liebevoll mit dir, auch – oder gerade dann – wenn es mal nicht rund läuft? Wie mit einer guten Freundin oder einem guten Freund? Stichwort Selbstmitgefühl.

Denn wie oft haben wir für andere Verständnis und sanfte Worte – und sind mit uns selbst knallhart?

Und ja, last but not least geht es natürlich auch um Entlastung und Pausen. Denn wir sind nicht dazu gemacht, den Alltag mit Kindern allein zu wuppen. Aber schau hier auch mal auf deine Haltung:

  • Gestehst du dir selbst Pausen zu oder siehst du dich 24/7 in der Pflicht und dir fällt es schwer, Verantwortung abzugeben und loszulassen?
  • Kannst du Unterstützung einfordern und guten Gewissens annehmen?
  • Wie schwer oder leicht fällt es dir, dein eigenes Wohlbefinden zur Priorität zu machen? Ohne schlechtes Gewissen.
  • Weißt du, was dir selbst guttut und dir Energie schenkt?

Bei all dem dürfen wir aber auch nicht vergessen, dass elterlicher Stress und fehlende Unterstützung vor allem strukturelle Probleme sind.

Denken wir nur an:

  • Überhöhte und überholte Ansprüche an Mütter, die in ihrer Widersprüchlichkeit in Stress und dem Gefühl münden, einfach nie genug zu geben (ein riesiges Thema), 
  • fehlende Unterstützung (finanziell, familiär, sozial),
  • zu hohe Belastung durch Mental Load, ungleiche Arbeitsverteilung innerhalb der Partnerschaft und den Spagat zwischen Erwerbs- und Sorgearbeit.

Nicht zu vergessen, dass „dieses Elternsein“ ursprünglich gar nicht als Aufgabe für nur zwei Menschen gedacht war. Wir sind Herdentiere, aber wuppen den Alltag zumeist als Kernfamilie. Das ist viel. Oft zu viel. Und selbst mit Unterstützung eine riesige Aufgabe. Das dürfen wir anerkennen.

Die Lücke zwischen Wissen und Umsetzung

Diese Stressfaktoren bieten Stoff, zu dem sich ganze Bücher schreiben ließen. Zu dem einen oder anderen Thema gibt es hier später nochmal mehr. Versprochen.

achtsame bewusste Erziehung

Aber kurz zusammengefasst, in a nutshell:

Vier (innere) Faktoren stellen sich oft zwischen uns und friedvollem Elternsein:

  • alte Prägungen und Vorstellungen von Erziehung, die uns in Stresssituationen reingrätschen,
  • unser Umgang mit Gefühlen, der uns manchmal in Hilflosigkeit und Überforderung versetzt,
  • fehlende Präsenz, die uns von uns selbst und unserem Kind trennt, und ohne die wir kaum empathisch und konstruktiv handeln können,
  • Stress, weil wir nicht gelernt haben, uns (ausreichend) ernst zu nehmen.

Zwischen Wissen über friedvolles Elternsein und tatsächlichem Handeln liegt also eine Kluft.

Mal ist es nur ein kleiner Spalt, über den wir leicht hüpfen. Und manchmal ist es eine breite Schlucht und kaum überwindbar. An manchen Stellen haben wir schon kleine Brücken gebaut. Manche davon sind solide, andere brechen manchmal ein und müssen dann wieder aufgebaut werden.

Alles daran ist okay – solange wir uns dessen bewusst sind und die Verantwortung für unser Handeln übernehmen.

Und das bedeutet vor allem: Fehltritte akzeptieren und aus ihnen lernen.

Können wir diese Kluft schließen?

Ich glaube: Nein. Zumindest nicht komplett.

Unsere Prägung können wir nicht löschen – egal, wieviele tolle Bücher wir gelesen haben. Und stressige Phasen wird es immer geben.

Aber: Wir können unsere Lücken, Schluchten und Stolpersteine für uns sichtbar machen. Sie genau anschauen und lernen, mit ihnen umzugehen. Neue Wege finden, um an ihnen entspannt vorbeizugehen, drüber zu springen – oder eben wieder aufzustehen und einen neuen Versuch zu starten, wenn wir doch mal abgerutscht oder gestolpert sind.

Und Stolpern passiert. (Leben und so, you know.)

Wie siehst du das?

Eltern Achtsamkeit schwierig

Buchtipps

Selbstmitgefühl: Wie wir uns mit unseren Schwächen versöhnen und uns selbst der beste Freund werden* von Kristin Neff

Wenn dein innerer Kritiker sehr laut ist, deine Selbstzweifel gute Bekannte sind und Perfektionismus dich regelmäßig über deine Grenzen treibt, dann leg ich dir dieses Buch ans Herz. Alternativ dazu mag ich auch das Buch Der achtsame Weg zum Selbstmitgefühl* von Christoph Germer sehr.

Entdecke dich selbst durch dein Kind: Wie wir Kinder achtsam erziehen, indem wir Veränderung in uns selbst zulassen* von Shefali Tsabary

Ein Buch, das ich aktuell zum zweiten Mal lese, weil für mich Bewusstsein und Achtsamkeit die Säulen für mein Elternsein (und Leben) sind. Für dieses Buch brauchst du einen sehr offenen Geist, denn es geht darum, mutig in all die kleinen Spiegel zu schauen, die uns unsere Kinder jeden Tag vor Augen halten. Das Elternsein als spirituelle Reise zu verstehen, auf der wir uns selbst begegnen und unsere Kinder als eigenständige Wesen auf ihrem Weg begleiten. Wenngleich die Sprache etwas sperrig ist – inhaltlich ist dieses Buch höchst wertvoll, nicht nur für Fans von Eckhart Tolle. Deshalb: Meine Empfehlung.

Empfehlungen Elternratgeber Bücher

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